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Eine gute Hygiene im Alltag ist wichtig, um uns vor Krankheiten zu schützen. Übertreiben sollten wir es aber nicht. Sonst leiden die „guten“ Bakterien, die auf unserer Haut und in unserem Darm leben. Wie viel Desinfektion ist sinnvoll, wann wird es zu viel?
Spätestens seit das Corona-Virus kursiert, ist das Thema Desinfektion im Alltag eingekehrt. Regelmäßig die Hände zu waschen oder zu desinfizieren gehört zu den wichtigen Hygienemaßnahmen, um uns vor Ansteckung zu schützen. Genau das ist auch sinnvoll, nicht nur, wenn es um das Corona-Virus geht. Andere Keime wie Durchfallbakterien und Erkältungsviren werden so ebenfalls auf Abstand gehalten.
Viel hilft nicht immer viel
Das bedeutet jedoch nicht, dass es gleichzeitig sinnvoll ist, auch im Haushalt fleißig zu desinfizieren. Viel hilft nämlich nicht immer viel, sondern kann in diesem Fall sogar schaden. Denn auch die Darmflora, die Gemeinschaft unserer gesundheitsförderlichen Darmbewohner, kann durch ein Zuviel an Desinfektion leiden. Selbst auf unserer Haut wimmelt es von gesunden Keimen, die eine Barriere gegen fremde Keime bilden. Wird sie zerstört, können sich schlecht heilende, juckende Ekzeme bilden.
Wichtige Darmbakterien
Wie die Gemeinschaft der Bakterien in und auf unserem Körper unserer Gesundheit zugutekommt, ist noch nicht im Detail erforscht. Sicher ist, dass die Mitbewohner für uns lebenswichtig sind und bei der Regulation des Immunsystems eine entscheidende Rolle spielen. Die verschiedenen Bakterienarten kommunizieren untereinander und stellen Stoffe her, die der Körper braucht, um zum Beispiel Krankheitserreger abzuwehren.
Gestörte Darmflora
Substanzen wie Antibiotika oder Desinfektionsmittel können das Gleichgewicht der gesunden Bakterien stören und Infektionen, Allergien und Entzündungen fördern. Auch Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Neurodermitis, Allergien und entzündliche Darmerkrankungen werden unter anderem darauf zurückgeführt. Denn mit tierischen Lebensmitteln nehmen wir heute vermehrt Antibiotika auf, die über die Tierfütterung in Fleisch und Milch gelangen. Die Mikroorganismen können zudem gegen Antibiotika und verschiedene desinfizierende Wirkstoffe Resistenzen entwickeln, sodass diese im Ernstfall nicht mehr wirken.
Nützlicher Dreck
Für eine abwechslungsreiche, gesunde Bakteriengemeinschaft im Darm und ein starkes Immunsystem ist es wichtig, dass Kleinkinder nicht in einer sterilen Umgebung aufwachsen. Sie sollten viel mit anderen Kindern und ab und zu auch mit Dreck in Berührung kommen. Untersuchungen zeigen zum Beispiel, dass Kinder, die auf dem Bauernhof groß werden, seltener Allergien entwickeln. Wer es mit der Hygiene übertreibt, tut seinem Nachwuchs also nichts Gutes.
Wie viel Hygiene ist sinnvoll?
Absolut sinnvoll sind die Corona-Hygienemaßnahmen, wie sie zurzeit empfohlen werden – Abstand halten, regelmäßig Hände waschen oder desinfizieren, Maske tragen und Lüften. Dagegen ist dringend davon abzuraten, im Haushalt großflächig zu desinfizieren. Desinfektionsmittel sollten weder in der Küche noch auf dem Esstisch verwendet werden. Nur in Ausnahmen, wenn zum Beispiel ein Familienmitglied mit einer Infektionskrankheit zu Hause das Bett hütet, kann eine Desinfektion über die übliche Hygiene hinaus nach Absprache mit dem Arzt oder dem Gesundheitsamt sinnvoll sein.
Desinfektionsmittel nicht zum Putzen
Beim normalen Reinemachen zu Hause haben Desinfektionsmittel keine Berechtigung. Denn antibakterielle Reinigungsmittel und Putztücher haben keinen Vorteil gegenüber normalen Haushaltsreinigern. Auch der schafft es, mehr als 90 Prozent der Oberflächenkeime zu entfernen.
Putzmittel zu Hause
Sparen Sie sich beim Haushaltsputz Desinfektionsmittel und chemische Keulen. Vier Mittel sind ausreichend, um die Wohnung sauber und hygienisch zu halten:
1. Neutraler Allzweckreiniger für Fußböden, Fenster und die meisten Oberflächen
2. Scheuerpulver bei starker Verschmutzung und Krusten
3. Essigreiniger oder Zitronensäure gegen Kalkablagerungen und für die Toilette
4. Handspülmittel fürs Geschirr
Richtig Lüfen
Regelmäßiges Lüften verbessert die Luftqualität und befördert mögliche Krankheitserreger hinaus. Am besten mehrmals täglich einige Minuten Stoßlüften. Das heißt 5 bis 10 Minuten gegenüberliegende Fenster komplett öffnen, sodass ein Durchzug entsteht. Mehr zum richtigen Lüften bei Heuschnupfen lesen Sie in unserem Heuschnupfen-Beitrag.
Hände schonend desinfizieren
Häufiges Händewaschen kann die Haut stark strapazieren. Eine Händedesinfektion ist schonender. Verwenden Sie schon vor der Arbeit mit Wasser, Staub oder Reinigungsmitteln spezielle Hautschutzsalben und cremen Sie die Hände nach der Reinigung immer mit einer pflegenden rückfettenden Handcreme ein.
Gabriele Preuschoff,